Man hört und liest derzeit sehr viel über den Klimawandel, die Zusammenhänge werden oftmals reduziert auf die simple Kausalität: Flut- und Hitzekatastrophen => Klimawandel => CO2-Ausstoß. Die Lösung: Erneuerbare Energien => WINDKRAFT ! So einfach ist das, also bauen wir in Deutschland Windräder ohne Grenzen und retten uns selbst und die ganze Welt gleich mit? Diese Binsenweisheit ist auch in den Köpfen vieler Politiker, vor allem vor den Wahlen. Es ist stark zu bezweifeln, dass es wirklich so einfach ist und es lässt die negativen Begleiterscheinungen der Windkraft völlig außer Betracht.
Wer einen Mindestabstand der heutzutage riesigen Windräder (250m Höhe und mehr) von der Wohnbebauung fordert ist dadurch nicht gleich ein Windkraftverhinderer oder sogar ein Verhinderer der Energiewende schlechthin, wie Lobbyverbände der Erneuerbare-Energien-Branche und politische Gegner oft aus der Hüfte schießen. Nein, derjenige ist lediglich jemand, der nicht blindlings und planlos den Teufel mit dem Beelzebub austreiben will und dabei jeden Kollateralschaden in Kauf nimmt, besonders die negative Auswirkungen auf den Menschen. Wenn man einen (eigentlich noch zu geringen) Mindestabstand von 1000m zur Wohnbebauung beschließt, dann verhindert das natürlich nicht die gesamte Energiewende, denn es bleiben immer noch weite und besser geeignete Bereiche in ganz Deutschland (inkl. Bayern, wo die 10H Abstandsregel gilt) und zusätzlich die Offshore-Lösungen, die in Frage kommen für die Windkraft. Dabei ist eine möglichst gleichmäßige und gerechte Verteilung der Lasten durch die Windkraft als Ziel zu definieren.
Statt auf Basis eines schlüssigen Konzeptes und einer ganzheitlichen bundesweiten Planung geschieht der Ausbau der Windkraft in unserem Lande sehr lokal getrieben von finanziellen Interessen der Investoren. Die Planlosigkeit beginnt bei der Standortauswahl anhand einer niemals rechtssicheren und immer auf der Kippe stehenden Flächennutzungsplanung, geht über unzureichende Netzabdeckung und mangelnde Speicherungsmöglichkeiten, die Probleme der Volatilität dieser Energieform bis hin zur nicht vorhandenen Kompatibilität mit Mensch und Natur. Die Grundlagen dafür hat der Gesetzgeber geschaffen und er legt permanent nach mit dem Ziel „den Ausbau der Windkraft zu beschleunigen“. Warum wird unser Geld aus der EEG Umlage in Form von hohen Subventionen für die Windkraft an wenige Privatleute und Unternehmen verschenkt, die Windräder herstellen, errichten oder auch nur ihren Grund und Boden dafür hergeben? Hätte es nicht auch andere Möglichkeiten gegeben als ein solches gewinnorientiertes, aber planloses System? Wäre es nicht eigentlich eine staatliche Aufgabe, die Energieversorgung der Zukunft ganzheitlich und in eigener Regie zu lösen, statt einfach nur per Gesetz den Weg zu ebnen und gleichzeitig dicke Köder auszulegen für diejenigen, die den Job dann tun? Man spricht im Zusammenhang mit der Jagd nach diesen Ködern auch von „Windhundrennen“ (kein Witz!) - wer die Windhunde sind, kann man sich denken. Zu allem Überfluss schieben diese immer wieder ihr Umweltbewusstsein und ihren Einsatz für die Energiewende als Motivation vor.
Letztgenanntes ist der Grund, warum jeder Standort willkommen ist, eben auch nahe der Wohngebiete oder in geschützten Naturräumen, wo Windräder nicht einmal optimal betrieben können, da z.B. die Einhaltung der TA-Lärm oder der Artenschutz regelmäßig durch entsprechende Auflagen für ein Ausbremsen des Betriebs sorgen. Warum planen die Städte und Gemeinden bereits in ihren Flächennutzungsplänen genau solche Flächen, auf denen eine optimale Nutzung der Windkraft durch die sich abzeichnenden Auflagen von vornherein nicht möglich ist? (Beispiel: Paderborn, 146. FNP, Potenzialfläche-1, flaches Land, nahe an Wohngebieten, ausgereizte Schallimmission durch bereits beantragten Windpark in Bad Lippspringe in direkter Nachbarschaft). Es gibt eine ganz einfache Antwort: es geht nur ums liebe Geld – es lohnt sich immer, wenn das Windrad erst gebaut ist, egal ob es sich dreht oder steht und auch egal, wo es steht. Ein sicheres Geschäft. Aber: retten wir damit wirklich unser Klima?? Und welchen Preis zahlen wir dafür? Fühlen wir uns noch wohl, wenn außerhalb der Städte bald überall Windräder stehen, soweit das Auge reicht? Wir zielen auf eine Monokultur der Windkraft, auf einem Bein stand man schon immer schlecht und mit Monokulturen haben wir in der Land- und Waldwirtschaft auch schon schlechte Erfahrungen gemacht.
Mit Blick auf die Tatsache, dass Deutschland nur 2% zum CO2-Ausstoß der Welt beiträgt*, müssen wir vielmehr sicherstellen, dass auch der Rest der Welt parallel zu uns klimaneutral wird. Das ist viel wichtiger! Wenn nur wir mit gutem Beispiel vorangehen, dann ist das sicher sehr löblich, aber es rettet die Welt nicht und die Unwetter machen auch nicht an der deutschen Grenze halt, weil wir ja so umweltfreundlich sind. Selbst Europa kann´s mit einem Anteil von 9% am CO2-Ausstoß nicht allein richten. Ganz zu schweigen von den vielen anderen Umweltsünden, die um uns herum passieren: Brandrodungen, Plastikmüll in den Meeren und auch der rücksichtlose Abbau von Rohstoffen wie Lithium, seltene Erden und Kupfer für unsere sauberen Elektroautos u.s.w., es gibt zig Beispiele – gut, dass wir nicht einmal alles wissen!
(* Es ist dem Autor bewusst, dass das keine Ausrede sein kann. Auch "Kleinvieh macht Mist" und daher müssen auch diese 2% angegangen werden. Ebenso ist bekannt, dass Deutschland eine Vorbildfunktion hat und auch, dass der pro-Kopf CO2 Ausstoß im Vergleich zum Weltdurchschnitt eher hoch ist, denn wir haben relativ zum Rest der Welt eben doch wenig Einwohner. Das alles ändert aber nichts daran, dass wir die Welt nicht retten, wenn nur wir unsere 2% auf Null reduzieren!)
Statt blindlings immer mehr erneuerbare Energie erzeugen zu wollen, sollten wir uns lieber fragen, wie wir den Energieverbrauch drastisch reduzieren können. Aber dem entgegen steht auch wieder das liebe Geld: die Wirtschaft muss ständig wachsen, wir sichern ja schließlich Arbeitsplätze damit – ein Argument, das immer zieht. Der Konsum muss ansteigen: wir jetten durchs Leben, benutzen Handys für datenintensives Streaming, immer und überall, werfen diese nach maximal 2 Jahren in die Tonne und bekommen von den Providern neue Geräte aufgedrängt, wir kaufen lustig alles was das Herz begehrt und zahlen gern erst später, keiner will Abstriche machen, jeder kann sich alles leisten. Wir kaufen, wo es am billigsten ist und beschäftigen Transportdienste mit der Zustellung und mit der Rücknahme, die Industrie fertigt, wo es am billigsten ist und lässt riesige Containerschiffe über zehntausende Kilometer Schweröl verbrennen oder fliegt ihre Güter sogar. Selbst bei Bauvorhaben durch öffentliche Träger muss die Ausschreibung der Gewerke mittlerweile europaweit erfolgen wenn gewisse Schwellenwerte überschritten sind. So kann es ein, dass eine Fensterbaufirma aus Spanien demnächst im Neubau der Stadtverwaltung Paderborns tätig wird – mit allen Umweltsünden, die für die Überbrückung der großen Distanz für Personal, Werkzeug und Material nötig sind. Aber was soll´s, Hauptsache es rechnet sich. Wie war das noch, wollten wir nicht eigentlich nebenbei „die Welt retten“? Ach ja, genau => wir stellen noch mehr Windräder auf!
Dieselben Politiker, die nach Windkraft schreien, sitzen in den Oberklassen von BMW und Mercedes und lassen sich mit Tempo 200 über die Autobahnen fahren, wo 130 für alle genügen würde, aber nicht einmal das ist durchzusetzen in Deutschland – im Ausland sehr wohl. Und weil die Wirtschaft nach Corona wieder so gut läuft - so war neulich zu lesen - erhöht die OPEC nun auch die Erdölförderung.
Der beste Beweis für das oben Gesagte findet sich darin, dass die Corona-Pandemie, die die Wirtschaft/die Konjunktur und den Lebensstil aller Menschen deutlich gebremst hat, auch zu einem weltweiten Rückgang der CO2 Emission geführt hat, siehe z.B. hier: Rekord-Rückgang der globalen CO2-Emissionen dank Corona - LMU München
Es läuft vieles schief in Sachen Energiewirtschaft und Umweltschutz auf dieser Welt, das einzig und allein getrieben ist von Geld und Macht und das sich nicht durch die vielgepriesene Windkraft lösen lässt, die ebenfalls gewinngetrieben ist. Aber im Augenblick ist es die Zauberformel schlechthin und damit ein Killerargument gegen alle, die den Zeigefinger heben für ein wenig Vernunft, Planung und Rücksicht !
Hier noch ein sehr empfehlenswerter Link zum Thema Windkraft:
Ralf-Peter Fietz
Ortsheimatpfleger
ralf-peter[at]fietz-pb.de